Heute schon an die Zukunft denken!?
Die Algorithmen der viel genutzten Social Media Plattformen kennen uns scheinbar ganz genau. Aber nicht nur bei Facebook, Instagram und Co funktioniert das, auch Google weis durch unsere Suchen sehr gut über uns Bescheid. Vielleicht manchmal sogar besser als wir selbst ;)
Die Social Media Nutzer unter uns, kennen das sicher auch:
"Du hast eine Erinnerung!" und schon sehe ich ein Foto das möglicherweise 10 Jahre oder älter ist. Ich selbst hätte es vielleicht schon vergessen aber das World Wide Web eben nicht.
Auch diverse Online Warenhäuser bei denen man sich vom Toilettenpapier über die Unterhose bis zum Möbelstück alles nach Hause bestellen kann, kennen unsere Gewohnheiten.
Ich bin mit Tagebuch, Stammbuch und Fotoalbum aufgewachsen.
Dem Tagebuch hat man Aktuelles aber auch streng Geheimes anvertraut.
Im Stammbuch der Klassenkameraden konnte man sich mit einem netten Spruch verewigen und im Fotoalbum wurde akribisch unter dem Bild notiert vor welcher Sehenswürdigkeit man sich in Position gebracht hat.
Als ich heuer im Frühjahr die Ausbildung zur Sozialen Alltagsbegleitung begonnen habe, wusste ich zwar dass ich dort über Alzheimer, Demenz, eingeschränkte Mobilität
und viele weitere Begleiterscheinungen des Alters lernen würde. Wie wichtig die Biografie eines Menschen ist, habe ich erst während der Ausbildung erfahren. Und seit der Tätigkeit als
Alltagsbegleiterin, sehe ich die Notwendigkeit dafür.
Digital speichern wir Screenshots, liken oder teilen. Somit ist das Erlebte irgendwo gespeichert.
Analog weis nur ich wo etwas zu finden ist, wenn ich mich irgendwann nicht mehr daran erinnern kann, bleibt es unauffindbar.
Warum schreibe ich über dieses Thema?
Es gibt die kollektive Biografie einer Generation die verschiedenen Menschen gleichermaßen betrifft. Zum Beispiel die Nachkriegszeit, in der viele Menschen gleiches erlebt und durchgemacht haben. Zu markanten Ereignissen gibt es meist viele Aufzeichnungen. Gab es aber keinerlei einschneidende Erlebnisse berichten die Zeitzeugen meist nur mündlich darüber.
Gibt es keine Zeitzeugen mehr, gerät vieles in Vergessenheit.
Und es gibt die persönliche Biografie, die für jeden Menschen einzigartig ist. Seien es familiäre Begebenheiten, Kindheitserinnerungen oder
Erlebnisse aus der Jugendzeit. Aber auch gelebte Tradition spielt hier eine große Rolle.
Wenn Vergesslichkeit zum Problem wird!
Seit kurzem unterstütze ich ( neben meiner Cranio/Kinesiologie Tätigkeit) unter anderem demente Menschen in ihrem Alltag.
Ich bin Mitte 40 und vergesse auch hin und wieder etwas. Was ich aber zum heutigen Tag sicher weis, sind die Namen meiner Kinder. Wann ich meine große Liebe, die ich auch geheiratet habe,zum ersten Mal geküsst habe oder was ich noch mir zumuten kann.
Jeder Mensch hat eine Prägungszeit, diese ist in den ersten 25 bis 30 Lebensjahren. Demente Menschen können sich oft noch an Phasen dieser Zeit erinnern. Findet man sich im täglichen Leben nicht mehr allein zurecht, können Anekdoten oder frühere Gewohnheiten wieder Sicherheit geben.
Ich möchte hier einen Impulss geben. Den, die eigene Biografie zu schreiben. Erlebnisse, Erfahrungen, Gewohnheiten, Vorlieben, Abneigungen all das und vieles mehr, sollte da Platz finden. Schön wenn die persönliche Biografie nicht in Zusammenhang mit Alzheimer oder Demenz zum Einsatz kommt. Dennoch kann sie wertvoll für nachfolgende Generationen sein. Denken wir nur an den Stammbaum.